03.03.2023

Ihn reizt nicht nur die Perspektive

Wenn ein relativ kleiner und zudem ein wenig abseits gelegener Handballverein auf Trainersuche gehen muss, ist das alles andere als ein Selbstläufer. Entsprechend skeptisch war Sarah Bittern, Geschäftsführerin und Frauenwartin des HV Sundern, als sie sich um die Nachfolge der bekanntlich nach Arnsberg wechselnden Anke Dannhauer bemühte. Schließlich trug die Tatsache, dass eine Reihe von Leistungsträgerinnen ihren Abschied verkündet hatte, weshalb Dannhauer eine neue Herausforderung suchte, nicht gerade zur Attraktivitätssteigerung bei.
Von daher war Bittern mehr als positiv überrascht, dass ihr Anruf bei Siegfried („Siggi") Motzki-Biele auf offene Ohren stieß. Schließlich gehört Motzki-Biele (60) zu den renommiertesten Frauentrainern des ganzen Kreises mit reichlich höherklassiger Erfahrung. Doch der Mendener, der sein Engagement bei der HVE Villigst-Ergste nach nur wenigen Monaten beendet hatte („Der Verein ist super geführt, aber es passte mit der Mannschaft nicht"), war von Bitterns ehrlicher Bestandsaufnahme mit der Perspektive, eine stark verjüngte Mannschaft aufzubauen, so angetan, dass er seine Zusage gab, ohne den künftigen Kader zu kennen.
„Ich bin in einem Alter, in dem ich niemandem etwas beweisen muss. Mir ist klar, wie schwer es in der kommenden Saison werden wird, die Klasse zu halten, aber beim Probetraining habe ich erkannt, dass einiges Potenzial in den nachrückenden Spielerinnen steckt. Ich freue mich auf diese Aufgabe", sagt Motzki-Biele und blickt zuversichtlich auf seine im Sommer beginnende Arbeit in Sundern.
Anke Dannhauer kennt und schätzt ihren Nachfolger: „Mich freut es sehr, dass der HVS, der mir ja weiterhin am Herzen liegt, einen so erfahrenen und allgemein wegen seiner ruhigen und emphatischen Art überall geschätzten Trainer verpflichten konnte", erklärt sie.
Nach Sundern notfalls per Rad
Die aktive Laufbahn des gelernten Metall-Industriemeisters, der in Menden als REFA-Techniker arbeitet, war aufgrund einer hartnäckigen Verletzung schon in der A-Jugend beendet. Dem Handball widmete er sich erst wieder, als sein Sohn Fabian einstieg. Rasch verschaffte sich Motzki-Biele mit dem Erwerb der C-und B-Lizenz die entsprechenden Grundlagen und übernahm in Menden zunächst Jugendmannschaften, rückte als Co-Trainer in den Bereich der Seniorinnen auf und übernahm nach einem zweijährigen Abstecher zum ASC Dortmund die Doppelaufgabe mit einem A-Jugend-Oberliga-Team, das auch den Großteil des Frauen-Verbandsliga-Kaders stellte.
„Mit dieser blutjungen Truppe auf Platz sechs gelandet zu sein, hat mich schon ein wenig stolz gemacht", blickt Motzki-Biele auf die erfolgreiche Phase seiner Trainerlaufbahn zurück. Die regelmäßigen Fahrten nach Sundern schrecken ihn nicht ab: „Da kann ich notfalls mit dem Fahrrad hinfahren", erzählt er und will sich in den nächsten Wochen noch das eine oder andere Match seiner künftigen Mannschaft anschauen, bevor es dann mit Volldampf losgeht.
Sorgen, er könnte mit seinen fast 61 Jahren zu alt für die zahlreichen Teenager im Team sein, muss sich der HV Sundern nicht machen, denn Siegfried Motzki-Biele ist sportlich enorm aktiv, hat unter anderem mit seiner Lebensgefährtin vor vier Jahren zu Fuß die Alpen überquert („Das waren 177 Kilometer in sieben Tagen") und hält sich ansonsten mit Schwimmen und Radfahren fit.

 


Engagiert an der Seitenlinie: Siegfried „Siggi" Motzki-Biele (hier noch als Trainer der SG Menden Sauerland in der Verbandsliga) will in Sundern ein neues Team entwickeln. Dietmar Reker

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